Vielen Menschen assoziieren Lettland mit der Natur und das ist kein Wunder, schließlich sind 52% des gesamten Territoriums Lettlands von Wäldern bedeckt. Wie sieht es aber mit dem urbanen Umfeld aus? In diesem Artikel sehen wir uns die am Meisten vorkommenden Architekturstile in Lettland an, über die vielleicht sogar die Letten selbst etwas Neues lernen können!
Holzarchitektur
Von Burgen und Herrenhäusern über Gehöfte bis hin zu modernen Gebäuden – die Holzarchitektur war in der Geschichte Lettlands immer präsent und hat sich im Laufe der Zeit den aktuellen Trends und Bedürfnissen der Menschen angepasst.
Eines der großartigsten Beispiele alter Holzarchitektur gilt der archäologische Park der Seeburg Āraiši – die einzige Rekonstruktion eines befestigten Wohnorts aus dem 8.–10. Jahrhundert in ganz Europa. Nicht nur der Ort, an dem sich der Park befindet, ist einzigartig, sondern auch die archäologischen Funde und die kulturhistorische Landschaft, die für Vidzeme so charakteristisch ist.
Im Ferienort Jūrmala kann man wiederum eine relativ junge Geschichte der Holzarchitektur betrachten. Die Holzgebäude innerhalb und außerhalb des Stadtzentrums wurden im 19. und frühen 20. Jahrhundert ursprünglich als Sommerhäuser gebaut. Diese Holzhäuser sind Sehenswürdigkeiten, auf die die Stadt stolz ist und ihre charakteristischen dekorativen Türme und Glasveranden erfreuen uns immer noch.
Es wäre jedoch falsch zu sagen, dass die Holzarchitektur in Lettland vorbei ist. Im Gegenteil, sie erlebt sogar eine Renaissance, was die sanierten Gebäude im Kalnciems-Viertel, sowie die Holzwohnhäuser in Ķīpsala beweisen.
Jugendstil
Wenn man die Menschen fragt, was man in Riga unbedingt sehen sollte, bekommt man meistens die Antwort: Jugendstilbauten. Und das hat auch einen guten Grund: zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren ca. 40% aller Gebäude in Riga Jugendstil- oder Art Noveau-Gebäude, von denen wir die meisten heute noch bestaunen können. Dieser Architekturstil zeichnet sich durch Fassaden mit verschiedenen Ornamenten und mythologischen Figuren sowie geschwungenen Linien und hellen Tönen aus.
Das allererste Jugendstilgebäude in Riga aus dem Jahr 1899 befindet sich in der Audēju iela 7. Eine besondere Jugendstil-Konzentration und -Vielfalt findet man aber im Stillen Zentrum, insbesondere in der Alberta iela.
Sowjetische Architektur
Das sowjetische Erbe in der lettischen Architektur wird aus offensichtlichen Gründen anders betrachtet. Denkt man an sowjetische Architektur, fallen als erstes die Plattenbauten in den Wohnvierteln auf. Dieser Stil ist sicherlich nicht der Einzige.
Als auffallendes Beispiel kann auch das Hochhaus der Akademie der Wissenschaften genannt werden, das als erstes Hochhaus Lettlands gilt. Es wurde in den 50-er Jahren des 20. Jahrhunderts erbaut. Beim Bau dieses 21-stöckigen Gebäudes wurde auch zum ersten Mal vorgefertigte Stahlbetonkonstruktionen in der UdSSR verwendet.
Ein weiteres, nicht weniger merkwürdiges Gebäude – das Lettische Okkupationsmuseum – zeugt deutlich vom Erbe der Sowjetunion. Ursprünglich war es das Museum der Roten Lettischen Schützen, wurde aber 1990 geschlossen und 3 Jahre später wiedereröffnet, jedoch bereits als Okkupationsmuseum. Das Gebäude wird derzeit umgebaut. Die Renovierung des Museums zusammen mit dem neuen Anbau soll in Kürze abgeschlossen werden.
Moderne Architektur
Lettland kann nicht nur auf das reiche kulturelle und historische Erbe stolz sein, da sich hier auch verschiedene Perlen der modernen Architektur befinden. Seit fast zehn Jahren wird das Panorama von Riga durch das Gebäude der Lettischen Nationalbibliothek, auch das Schloss des Lichtes genannt, geschmückt. Obwohl die Idee des Hauptgebäudes der Bibliothek am Ufer des Flusses Daugava bereits im 20. Jahrhundert zurückliegt, ist das Schloss des Lichtes unbestreitbar ein moderner Bau und einer der bedeutendsten Kulturbauten des 21. Jahrhunderts in Lettland.
Riga ist jedoch nicht die einzige Stadt in Lettland, die stolz auf ihre beeindruckenden Kulturbauten sein kann. Der Konzertsaal „Großer Bernstein“ von Liepāja bleibt zweifellos im Gedächtnis aller, die die Stadt besucht haben. Auch, wenn man sich im Innern des Konzertsaals befindet, kann man die rosa-orangene Fassade des Gebäudes genießen – dank des roten Glases herrscht das Licht in einem ähnlichen Farbton auch im Innenbereich. Der „Große Bernstein“ hat bei verschiedenen Architekturwettbewerben Lorbeeren geerntet, darunter den International Architecture Award des Chicago Museum of Architecture and Design.
Baudenkmäler
Natürlich gibt es in Lettland auch Gebäude, die über andere herausragen. Das sind Gebäude, deren Elemente des jeweils vertretenen Baustils so meisterhaft kombiniert sind, so dass der jeweilige Stil auf eine andere Ebene gehoben wird.
Eines solcher Gebäude ist das Lettische Nationalmuseum für Kunst, das eines der herausragendsten Beispiele des Historismus ist. Das Museum wurde 1905 eröffnet und beherbergt die wichtigsten Werke lettischer Künstler durch die Geschichtswendungen des 20. Jahrhunderts. Das Gebäude wurde 2016 saniert und ist seit 5 Jahren wieder für Kunstliebhaber geöffnet.
Ein bedeutendes Gebäude ist auch ein weiterer Teil des Lettischen Nationalmuseums für Kunst, nämlich die Rigaer Börse (Rīgas birža). Sie befindet sich in der Altstadt im Herzen von Riga und ist das sichtbarste Beispiel für den venezianischen Renaissance-Palazzo-Architekturstil in ganz Lettland.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die meisten Hauptstädte im urbanen Umfeld eine ganz zentrale Rolle dem Operngebäude einräumen, in diesem Sinne ist Riga keine Ausnahme. Die Geschichte des Gebäudes der Lettischen Nationaloper reicht bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück, als es ursprünglich als Stadttheater gebaut wurde. Es ist ein wunderbares Beispiel für den eklektischen Klassizismus, dessen Nordostfassade unter anderem Figuren aus der griechischen Mythologie darstellen. Allerdings muss jeder die Antwort auf die Frage „Was schöner ist“ selbst finden: – die oben genannten Gebäude oder die Kunst, die dort im Innern zu finden ist.