Besuchen Sie Lettland und erfahren Sie, welches lettische Fest das echte Lettland wiedergibt! Dies ist das lettische Lieder-und-Tanzfest, in dem Traditionen und Liebe zur Heimat in Form von Liedern und Tänzen zum Ausdruck kommen. Es ist kein gewöhnliches, zeitlich eingegrenztes Fest, sondern ein wesentlicher Teil der lettischen Identität. Zugleich ist es das grandioseste Ereignis des lettischen Kulturlebens, das alle fünf Jahre eine Woche lang Tausende von Zuschauern und Zuhörern mitreißt. Es ist ein einzigartiges kulturelles Phänomen, dessen Wurzeln im folkloristischen Erbe Lettlands, in den Traditionen der professionellen Musik und im kulturellen Schaffen liegen und das im Laufe der Geschichte zum Symbol der nationalen Einheit und nationalen Identität geworden ist.
Gewöhnlich zählt das Lieder- und Tanzfest mehr als 30 000 Teilnehmer. Neben dem dominierenden Aspekt - dem großen Gesamtchor, dessen künstlerische Qualität sich auf „A cappella” (mehrstimmiger Gesang ohne Instrumentalbegleitung) stützt, gehören zum Inhalt des Festes auch andere Bereiche der Volkskunst wie Tanz, Instrumentalmusik, Blasorchester- und Kokle-Musik, Volkstheater, Kunsthandwerk, das Zeigen von Volkstrachten und anderes.
Im Zeitraum zwischen den Festen wird am Repertoire gearbeitet und die Teilnehmer für das nächste Fest werden in einem strengen Bewertungsverfahren ausgewählt.
Zum Programm des Festes gehören ständige und veränderliche Teile. Zu den Grundelementen gehören der traditionelle Festumzug, Konzerte des Gesamtchors, Chor-Wettbewerbe und das Abschlusskonzert auf der Freilichtbühne in Mežaparks. Jahr zu Jahr bezeugt das abschließende Konzert des Gesamtchors mit der herausragenden Choreografie die Kraft des Liedes und die Macht des Gesangs. Hierbei werden die Volkstraditionen mit modernen Einflüssen verbunden.
Einer der Gründe, warum dieses Fest einen besonderen Platz im Herzen eines jeden Letten einnimmt, ist möglicherweise die Tatsache, dass das Liederfest in allen Zeiten eine Art des Ausdrucks des gewaltlosen Widerstands gewesen ist. Durch das Singen von symbolvollen Liedern haben die Letten sowohl in den Zeiten der UdSSR als auch in Zeiten der Wiedererlangung der Unabhängigkeit (der sogenannten Singenden Revolution) und im freien Lettland ihre Botschaft ausgedrückt. Das Fest hat seinen Ursprung in Vidzeme und Kurland, wo lokale Chorsänger die Menschen zu gemeinsamen Singfesten versammelt haben. Nach einigen Jahren wurde die Idee der Vereinigung des Festes umgesetzt und 1873 wurde in Riga das erste Allgemeine Liederfest durchgeführt. Die Bedeutung des Festes wurde auch international anerkannt - die Traditionen des Lettischen Liederfestes, ebenso wie die der estnischen und litauischen Liederfeste wurden 2003 in die repräsentative UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.
Die Letten – ein Sängervolk
Das Lied hat die Letten über ihre gesamte Geschichte begleitet. Nicht umsonst ist Lettland immer noch „ein singendes Land”. Man sagt, die Fähigkeit zum Singen und Tanzen wurde jedem Letten in die Wiege gelegt. Dies wird in vielen Volksliedern besungen, etwa: „Ich bin singend geboren, singend aufgewachsen und habe mein Leben singend gelebt”. Seit dem Erwachen des Nationalbewusstseins im 19.
Jahrhundert ist das Chorsingen zum professionellen Ausdruck der lettischen Identität geworden. Damit ist das gemeinsame Chorsingen für die Letten zu einem ebenso wichtigen Genre wie für andere Völker die Oper, Lieder der klassischen Musik, Chansons und Sinfonien geworden. Innerhalb der letzten Jahrhunderte ist die Chormusik zu einem der beliebtesten Genres bekannter Komponisten, Dirigenten und der Gesellschaft sowie zum leitenden Genre der lettischen professionellen Musik geworden. Auch heutzutage ist das Chorsingen aktuell, in Lettland gibt es 370 gemischte Chöre, Frauen- Männer-, und Seniorenchöre. Fast in jeder Schule gibt es einen Chor und jeder Amateurchor strebt danach, ein professioneller Chor zu werden. Egal welche Beziehung ein Lette zum Singen hat - während des Liederfestes vereinigen sich die Letten zum gemeinsamen Singen.
Das lettische Lieder- und Tanzfest für Kinder und Jugendliche
Seit 1960 findet alle fünf Jahre das lettische Lieder-und-Tanzfest für Kinder und Jugendliche statt. Dies ist die wichtigste lettische Lieder- und Tanz-Tradition für Kinder und Jugendliche. Den Kern dieser Tradition bildet der Wunsch der jungen Generation, sich auf vielfältige Weise auszudrücken. Die Jugendlichen sind immer ein Teil des sogenannten Großen Lieder-und-Tanzfestes gewesen, bis 1960 als Antwort auf die zunehmende Qualität der Leistung von zahlreichen Schulchören und -tanzgruppen ein besonderes Fest für Kinder und Jugendliche gesondert organisiert wurde.
Das Fest ist ein willkommenes und freudiges Ereignis, in dem die junge Generation der lettischen Sänger und Tänzer ihre Talente zum Ausdruck bringt, um später zu Teilnehmern des Allgemeinen Lieder-und-Tanzfestes zu werden. Es handelt sich um ein Fest, das zur Bewahrung und Entwicklung der alten Traditionen beiträgt. Jedoch bedeutet die Festwoche mit Singen und Tanzen nicht nur Erholung. Im Zeitraum zwischen den Festen finden Wettbewerbe statt, die Jugendlichen lernen schwierige Kompositionen singen und komplizierte Formationen tanzen, bis diese fehlerfrei sind. Jeder Teilnehmer hat einen engen Zeitplan und es gibt gemeinsame Proben, auf denen das sich angeeignete Repertoire verfestigt wird. Für die Jugendlichen ist es ein Fest, auf dem sie auch ihre Idole treffen können, denn gewöhnlich nehmen an den Konzerten auch bekannte und beliebte Musiker und Künstler teil.
2020 sollte das XII Konzert „Dziesmubērns” (“Das Kind der Lieder”) des lettischen Lieder-und-Tanzfestes für Kinder und Jugendliche stattfinden, jedoch wurde das Konzert auf den Sommer 2021 verschoben. Dieses war das ungewöhnlichste und unterschiedlichste Fest seit dessen Bestehung, weil es völlig anders verlief. Es war ein Fest im Fernverfahren, ein E-Lieder-und-Tanzfest im Video- und Audioformat, denn das Fest wurde von jedem Teilnehmer, jedem Chor, jeder Tanzgruppe und jedem Gebiet einzeln erlebt, jedoch ging dabei das Gefühl des gemeinsamen Festes nicht verloren. Auch ein derartiges Fest in die Geschichte eingegangen.
Die erneuerte Freilichtbühne in Mežaparks
Die Freilichtbühne in Mežaparks hat während des Allgemeinen Lieder-und-Tanzfestes immer eine wichtige Rolle gespielt – dies ist der Ort, an dem das Abschlusskonzert und somit auch der Höhepunkt des Festes stattfindet. Auf dieser Bühne haben unzählige Konzerte stattgefunden, und 2021 wurde die große Freilichtbühne in Mežaparks nach Rekonstruktionsarbeiten wieder für die Besucher geöffnet. Die erneuerte Freilichtbühne in Mežaparks ist die Arbeit der Architekten Juris Poga und Austris Mailītis, die der Freilichtbühne die Form und die Idee eines „Silbernen Haines auf dem Berg der Lieder“ verliehen haben. Das einzigartige Bauwerk wurde aus Pfeilern und verschiedenen Konstruktionselementen erbaut, dank denen es eine Höhe von 35,8 Meter erreicht. Die moderne elektroakustische Anlage trägt zur Optimierung der Akustik bei und ermöglicht ein beeindruckendes Klangvolumen. Europaweit gehört die Freilichtbühne Mežaparks zu den einmaligsten und kompliziertesten architektonischen Objekten. Sie ist allgemein für Besucher geöffnet, es finden Konzerte statt, in den Ausstellungsräumen gibt es verschiedene Ausstellungen und sie ist ein offener Ort für Kultur, Sport und Tourismus.
Die neu erbaute Freilichtbühne kann 12 874 Chorsänger aufnehmen und im Zuhörerbereich gibt es über 30 000 Sitzplätze. Eine lebendige Tradition ist auch das gemeinsame Singen der Chöre und Zuhörer nach dem Abschlusskonzert bis zum Morgengrauen. Dabei werden sowohl Chorlieder als auch Lieder aus der Popkultur und traditionelle Lieder gesungen. Diese Aktivität wird von den Organisatoren des Festes nicht extra geplant und sie beweist, dass die Letten ein Sängervolk ist und dass das Sängerfest ein Teil der lettischen Identität darstellt.
Falls Sie das Singen lieben und Sie die Kraft der Lieder spüren möchten, besuchen Sie Lettland während des Lieder-und-Tanzfestes!