Ein wichtiger Bestandteil des Reisens ist der Genuss der lokalen Spezialitäten. Oft werden einzelne Speisen und sogar die ganze Küche einem bestimmten Gebiet oder Land zugeordnet. Es gibt Geschmacksrichtungen, die weltweit bekannt sind – beispielsweise die italienische Küche, asiatische Aromen oder traditionelle georgische Speisen. Auch Lettland hat seine kulinarischen Spezialitäten, die durch handgeschriebene Rezeptbücher unserer Großmütter an die nächsten Generationen übergeben wurden. Der Geschmack dieser Speisen erinnert uns an unsere Kindheit, an bestimmte Feste oder Jahreszeiten.
Lernen Sie diese Geschichten kennen und genießen Sie den Geschmack Lettlands!
Birkensaft
Vom Frühlingsanfang zeugen in Lettland die Rückkehr der Zugvögel, die ersten blühenden Schneeglöckchen und ein Glas voll Birkensaft. Ja, der Saft von Birken! Um diesen Saft zu gewinnen, wird in die Birke ein kleines Loch gebohrt, woraus der Saft tropft - Wasser, das vom Holz gereinigt wurde und dem das Holz einen süßlichen und frischen Geschmack verliehen hat.
Der Zeitraum, in dem man diesen Saft gewinnen kann, ist kurz. Der Saft des Baumes beginnt zu fließen, wenn der Boden aufgetaut ist und die Temperatur über 0 Grad Celsius steigt.
Bevor die Blätter zu blühen beginnen, sollte die Gewinnung des Safts abgeschlossen sein. Der Birkensaft kann frisch getrunken oder in Flaschen gefüllt werden, dann wird er zu einem erfrischenden, prickelnden Getränk. Durch die Fermentation wird der Birkensaft zum Birkensaft-Schaumwein. Dieser Wein ist ein einzigartiges Getränk nicht nur in Lettland, sondern weltweit.
Foto: A.Andersone
Kalte Suppe
Es gibt eine Suppe, die die Letten mit dem Sommer verbinden, die jedoch bei einem großen Teil der Ausländer Erstaunen hervorruft. Nicht nur deshalb, weil diese Suppe nicht gekocht und kalt serviert wird, sondern auch aus dem Grund, dass sie so anders aussieht– sie ist auffällig rosa.
Obwohl es von dieser Suppe heutzutage viele und verschiedene Variationen gibt, wird sie traditionell aus Roter Bete (daher kommt das Rosa) und Sauermilchprodukten, gewöhnlich aus Kefir, saurer Milch oder Buttermilch gemacht. Dazu kommen gekochte Kartoffeln, Eier, Wurst oder sonstiges Fleisch, frische Gurken, Gewürze und frische Kräuter - Schnittlauch und Dill. Jede Familie hat ihr eigenes Rezept für Kalte Suppe. Aus dem Grund wird auch manchmal darüber diskutiert, ob zu der Kalten Suppe besser Senf, Essig oder doch etwas anderes passt.
Līgo-Käse
Līgo-Käse oder Johanniskäse ist ein traditionsreiches Produkt, das in Lettland zur Sommersonnenwende auf den Tisch kommt. Seine Zubereitung und sein Genuss sind voller Traditionen - die alten Letten glaubten, dass seine runde Form die Sonne symbolisiert und Erfolg für die Viehzucht bringt. Der Käse wird aus frischer, erhitzter Milch zubereitet, dazu kommen Salz und Kümmel. Gerade Kümmel unterscheidet den Johanniskäse von sonstigen Käsesorten und verleiht ihm seinen unvergleichlichen Geschmack.
Ähnlich wie mit dem Champagner aus der Champagne darf der Käse nur dann als „Johanniskäse” verkauft werden, wenn der Hersteller ins Register für garantiert traditionelle Spezialitäten aufgenommen wurde und der Käse gemäß der Produktspezifikation hergestellt wird. Obwohl Johanniskäse in den Läden das ganze Jahr über zu kaufen ist, wird selbstgemachter Kümmelkäse als besondere Delikatesse angesehen.
Quitten
Die Quitte wird als lettische Zitrone bezeichnet - und die nicht umsonst. Sie hat nicht nur einen sauren, der Zitrone ähnlichen Geschmack, sondern ist auch besonders reich an Vitamin C. Die gelbe Frucht wächst am Quittenstrauch, der in den lettischen Höfen oft zu sehen ist, denn er benötigt keine besondere Pflege und verträgt gut das lettische Klima.
Die Bearbeitung von Quitten und ihre Zubereitung für die Lagerung erfolgt sowohl nach alten, traditionsgemäßen, als auch nach modernen Methoden. Traditionell wird Quittensaft gepresst, Marmelade gekocht und süß-saure Snacks- kandierte Quitten zubereitet. Eine der Arten, in der der Quittengeschmack gut erhalten bleibt, ist das Kochen von Sirup. Der Quittengeschmack passt besonders gut zu Äpfeln, Birnen und sogar zu Kürbis! Eine ungewöhnliche Art der Erhaltung des einzigartigen Geschmacks ist die Herstellung von Quittenwein.
Pfifferlinge
Die Letten und der Wald sind untrennbar miteinander verbunden, insbesondere im Sommer und im Herbst, wenn zu den Aktivitäten vieler Familien das Sammeln von Beeren und Pilzen im Wald gehört. Und wenn man in den Wald geht, kommt man mit einem vollen Korb Pfifferlinge wieder nach Hause. Aus diesen werden Pfifferlingsoße mit jungen Kartoffeln, Pfifferling-Julienne, eingelegte Pfifferlinge und andere Speisen zubereitet.
Den Geschmack der gelben Pilze mit dem langen, eingerollten Hutrand ist wohl mit keinem anderen Geschmack verwechselbar. Einer der Gründe, warum der Pfifferling so beliebt ist, ist bestimmt seine Resistenz gegen Schädlinge, denn nur selten ist ein verwurmter Pfifferling finden. Darüber hinaus lassen sich diese Pilze leicht zubereiten. Man kann sie trocknen, salzen, einlegen und ohne Vorkochen braten. Das Sammeln von Pfifferlingen kann mit einem schönen Spaziergang verbunden werden, denn gewöhnlich wachsen sie in Nadel- oder Mischwäldern.
Graue Erbsen
Graue Erbsen sind für die Letten mit Weihnachten verbunden. Gerade zu Weihnachten kommen als eine der wichtigsten Speisen traditionell graue Erbsen mit Speck auf den Tisch. In der lettischen Folklore symbolisiert die Erbse Wohlstand und Vitalität. Graue Erbsen sind eine Speise, die leicht zubereitet werden kann, jedoch nimmt das ganze Verfahren ziemlich viel Zeit in Anspruch, denn vor dem Kochen sollten sie über Nacht in Wasser eingeweicht werden. Gewöhnlich werden graue Erbsen mit Speck, geräuchertem Schweinefleisch und Zwiebeln oder anderen Zutaten zubereitet und serviert.
In der modernen lettischen Küche werden die grauen Erbsen ähnlich den Kichererbsen verwendet, daraus kann Hummus zubereitet werden, sie können die Erbsen zum Salat und sogar zum Curry hinzugegeben werden. Es ist ein typisch lettisches Produkt, das in das EU-Register für nationale Produkte aufgenommen wurde. Dieses Register umfasst Produkte, die traditionell in einem bestimmten Gebiet benutzt werden und die mindestens 25 Jahre lang über den Nachweis verfügen, dass das Rezept des Produkts von einer Generation an die andere weitergegeben wurde. Die grauen Erbsen haben einen echten lettischen Geschmack!
Foto: R.Hofmanis
Praline „Gotiņa”
Lettische Spezialitäten sind ohne Süßspeisen, die eine Mahlzeit abschließen, nicht denkbar. Die Praline „Gotiņa” ist eine einzigartige Süßigkeit, die den Letten besonders am Herzen liegt - nicht nur wegen des süßen Geschmacks, sondern auch wegen der elastischen Konsistenz. Früher wurden diese Pralinen aus frischer Milch, Zucker, Glukose- oder Stärkesirup, Butter und Vanillin gekocht. In letzter Zeit hat sich das Rezept verändert und es gibt Pralinen mit Haselnüssen, salzigem Karamell, Erdbeeren, Kürbiskernen, Pfefferkuchen, Ingwer, Limetten und anderen Zutaten.
Der Geschmack Lettlands in der modernen Küche
Die Traditionen der lettischen Küche leben nicht nur in den traditionellen Speisen und deren Zubereitungsarten weiter, es gibt sie auch in der modernen lettischen Küche. Immer beliebter wird die Verwendung lokaler Produkte und lokaler Spezialitäten.
Das Kochhaus in Ligatne (Līgatnes Pavāru māja) ist der richtige Ort für jeden, der den lokalen Geschmack und die lokalen Produkte, darunter viele aus dem Wald, in exquisiten Gerichten verkosten möchte. In diesem Restaurant spürt man die Nähe der Natur auf dem Teller und im Restaurant selbst, denn es befindet sich mitten in der Natur.
Den Geschmack Lettlands findet man nicht nur auf dem Teller, sondern auch in den Getränken - in der Bar Gimlet Nordic wird Limette durch Quitte ersetzt und in den Cocktails findet man solch saisonale Bestandteile wie Brennnessel, grüne Erbsen, Kiefernzapfen, lokalen Honig und sonstige Geschenke der Natur.